Kulturforum

Akzentuierung der Kunst

Der Neubau soll für die eher heterogenen Gebäude des Kulturforums Halt und Ankerpunkt sein. Scharouns Idee der Stadtlandschaft bekommt mit dem Turm ein „Ausrufezeichen“ und gleichzeitig ordnet der Neubau durch seine räumlich definierten Kanten die umliegenden Gebäude neu und hebt so ihre spezifischen Charaktere hervor.
Der dienende Charakter des Neubaus setzt sich in der Funktionalität seiner Bauweise fort, die auf jegliches Schmuckwerk verzichtet und ausschließlich der Kunst und dem Menschen dienen soll. Andererseits kann sich der Neubau mit seiner Ausdehnung und der Materialität aus Sichtbeton und Glas gerade durch seine Schlichtheit im Umfeld der ihn umgebenden Architekturikonen behaupten.

Kunst im öffentlichen Raum

Zwei öffentliche Wege, die den Lichthof und das Museum diagonal durchqueren, machen die Grenzen zwischen Innen und Außen durchlässiger und bilden gleichzeitig eine Achse zwischen Potsdamer Platz und der Kirche St. Matthäus sowie zwischen der Neuen Nationalgalerie und dem Eingang des Kammermusiksaals der Philharmonie. So können Passanten ohne das Museum zu betreten von den Brücken in den Innenhof sowie in die drei Untergeschosse mit deren Ausstellungsräumen blicken. Weitere Einblicke über den Lichthof in die Ausstellungsflächen gibt es über das orthogonale Wegesystem auf dem Dach, das je nach Wegrichtung den Blick auf jeweils eine der vier Himmelsrichtungen des Kulturforums eröffnet, wodurch die Blickbeziehung zwischen Neuer Nationalgalerie, Philharmonie, Staatsbibliothek, Matthäuskirche, Kupferstichkabinett und Gemäldegalerie beibehalten wird. Gleichzeitig sieht man von den Brücken die Bäume, Skulpturen und Sitzgelegenheiten des achtzehn Meter tiefen Museumsinnenhofs, der einen Blick in die über drei Untergeschosse sichtbaren Ausstellungsräume erlaubt.

Kulturforum als Museum

Vom touristischen Hauptanlaufpunkt Potsdamer Platz aus sendet der Turm ein städtebauliches Signal, das zur Besichtigung des Kulturforums einlädt. Die ersten vier Ebenen des hier untergebrachten öffentlichen Besucherzentrums sind Emporen, von denen man auf die unteren Ebenen herabschauen kann und nach außen durch einseitige Verglasungen in unterschiedlicher Richtung auf das Kulturforum blickt. Je nach Blickrichtung wird die Geschichte der jeweiligen Gebäude erklärt, sodass man einen visuellen und inhaltlichen überblick über das Kulturforum bekommt. In den weiteren Etagen sind Räumlichkeiten für Bildung und Vermittlung, Technikräume sowie Büroflächen mit Bibliothek und Archiv untergebracht. Den Abschluss bildet das Cafe.

Öffentlicher Raum und Museum

Im Erdgeschoss wird das Museum durch zwei Eingänge erschlossen. Der Eingang an der Potsdamerstraße akzentuiert die städtebauliche Geste des Turms. Von hier gelangt der Besucher in das zehn Meter hohe Foyer, das für Installationen und Illuminationen genutzt werden kann. Ein zweiter Eingang am Scharounplatz bindet den neugestalteten öffentlichen Raum an das Museum und eröffnet einen Blick in den begrünten Lichthof. Das Restaurant mit Außenplätzen liegt direkt am Hof und erlaubt eine Aussicht auf die Matthäuskirche. Alle Untergeschosse werden durch einen um den verglasten Lichthof laufenden Rundgang erschlossen. Die vertikale Erschließung erfolgt durch Aufzüge und Haupttreppen. Auf jedem Geschoss befinden sich zwei Voids mit Sitznischen und Raum für Diskussionen und Aufenthaltsflächen für Schulklassen oder museumspädagogische Dienste.
Das Bauvolumen erzeugt bei einer Einbindetiefe von ca. 18 Metern durch das Grundwasser erhebliche Auftriebskräfte. Zur Vermeidung von aufwändigen Zugpfählen sind Schwergewichtswände vorgesehen. In die Schwergewichtswände werden die notwendigen Treppenhäuser an den diagonalen Durchwegungen wie in einem Negativ-Positiv-Abdruck integriert.

Anbindung Neue Nationalgalerie

Im ersten Untergeschoss befindet sich in Anbindung zur Neuen Nationalgalerie die Kunst vor 1945 und ist Platz für Medien- und Veranstaltungsräume sowie den Audioraum. Vor dem Durchgang zur Neuen Nationalgalerie liegt eine weitere große Versammlungsfläche, die die des Foyers ergänzt. Im zweiten Untergeschoss sind ein Raum für überhohe Installationen, der Raum für „DAS KAPITAL RAUM 1970-1977“ und diverse Räume für die Kunst nach 1945. Im dritten Untergeschoss sind die Sammlung Marx, Räume der Kunstbibliothek, die Ausstellungsplattform Marzona und das Depot untergebracht. über zwei Zugänge gelangt man von hier in den Hof, um dort zu regenerieren und einen Blick in alle Ebenen des Museums zu werfen.

Kunst und Landschaft

Der Entwurf greift unwesentlich in den bereits bestehenden Freiraumentwurf des Umfelds ein. Durch die neue Komposition der städtebaulichen Idee entstehen klar definierte urbane Freiraumtypologien. Der zentrale Lichthof des Neubaus bildet einen ‚hidden space’, einen Garten mit loser Setzung von Waldkiefern, der Möglichkeiten zur Rast und zur Besetzung der Flächen mit Exponaten bietet. Die Dachflächen werden durch Dachbegrünung zu einem Teppich aus Gräsern. Daneben ist auf einem Teil des Daches eine er Wasserfläche, in der sich Himmel und umliegenden Häuser spiegeln.